Selten war der Mittelstand so umworben wie in den vergangenen Jahren. Er gilt als eine tragende Säule von Arbeitsmarkt und Wirtschaftsaufschwung, während den Lenkern der großen Konzerne immer noch nichts anderes einzufallen scheint, als Mitarbeiter zu entlassen. Zeit, am Lack zu kratzen.
Zur Illustration sei das Beispiel eines Herstellers von Blitzableitern angeführt, der unlängst an einem Tisch mit einem Minister und dem Chef einer großen IT-Firma saß, um einen Mittelstandspreis entgegenzunehmen. Der Unternehmer fand nichts dabei, damit zu prahlen, wie sehr er von den Preissteigerungen profitiere, da seine Fertigung fast nichts koste, weil er sie – kommunal unterstützt – von einer Behindertenwerkstatt durchführen lasse. Die im Rahmen der Preisverleihung gewonnene ERP-Software wolle er für seine Lagerhaltung lieber nicht einsetzen, denn was dort passiere, gehe niemanden etwas an, schon gar nicht das Finanzamt. Der Mann wirkte wie die reine Unschuld und präsentierte einfach stolz seine innovative Unternehmensführung, für die er und seinesgleichen kurz zuvor vom Minister gelobt wurden.
Es soll nicht darum gehen, mittelständische Unternehmen ohne Not anzuprangern. Gerade etablierte Unternehmen bemühen sich auch in schweren Zeiten, ihrer Verantwortung für Mitarbeiter und Geschäft gerecht zu werden. Wenn es um den Aufbau einer Firma oder deren Existenz geht, entwickeln gerade Entrepreneurs immer wieder innovative und – nennen wir es – unkonventionelle Ideen, von denen sie manchmal selbst nicht so recht wissen, ob sie sich damit noch ihm Rahmen der Gesetze oder der guten Sitten befinden.
Natürlich ist richtig, dass die vielen mittelständischen Unternehmen das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden und mehr Arbeitsplätze schaffen als die großen Konzerne. Umworben werden sie aber vor allem, weil die Anbieter von Informations- und Kommunikationstechnik dort volle Kassen vermuten – schließlich überwinterten auch die Mittelständler in den vergangenen schwierigen Jahren mit Hilfe von Investitionsstopps und Entlassungswellen. Auch im Mittelstand sinkt die Zahl derer, die ihren Nachwuchs noch selbst ausbilden.
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1 Kommentar zu Mittelständler im Windschatten der Konzerne
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Aggressiver Artikel
Sie kratzen am Lack. Das ist Ihr gutes Recht. Aber beide Welten – ob groß oder klein – arbeiten nach eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Müssten die Kleinen die ganzen bürokratischen Hindernisse der großen ebenfalls schultern, dann wären sie vermutlich drei- bis fünfmal so uneffektiv und würden am Markt scheitern.
> Wenn Siemens oder die Telekom ähnlich handeln, ist der Teufel los.
Denkste. Siemens hat bereits nur noch 25% seiner Mitarbeiter in Deutschland. Alle Audi-Motore kommen aus Ungarn, usw.
Der Aufschrei kommt aus einer ganz anderen Ecke. Die großen Firmen mauscheln mit den Gewerkschaften. Warum bekommt ein ’nur‘ gelernter VW-Arbeiter den dreifachen Stundenlohn eines Metzgergesellen? Obwohl letzterer weitaus länger arbeiten muss?
Sind Sie bereit beim Metzger den dreifachen preis für Ihre Wurst zu bezahlen? nein – siehste!
Sind die Kleinen deshalb die Bösen, weil sie dem Metzgergesellen nich tden höheren Preis zahlen? Sie können einfach nicht anders.
Also fassen wir zusammen. Die großen Konzerne zocken zusammen mit den Gewerkschaften die gesamte Bevölkerung ab. Das ist die eigentliche Ungerechtigkeit.
Lösung?
Man kauf sich Aktien vvon den großen Firmen und wird selbst Aktionär. Wenn man die richtigen Firmen nimmt – die, die 4% Dividende geben, dann wird man üebr die Jahre auch den Kursgewinnen ein reicher Mann und kann vom Abgezockten zum Abzocker werden. Das haben leider bislang die wenigsten verstanden. Man erzählt so etwas aber auch nicht weiter.
Wer will kluge Milchkühe?